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Verzweigter Gedankengang im Flow

Die Silhouette einer meditierenden Person im Meditationssitz, Hintergrud eine Aquarellfarbene Berglandschaft, pastellfarbene Blau- und Rot-Töne, hunderte Nullen und Einsen wie Regentropfen
Kreativer Flow-Zustand

Nun hab ich in Gedanken, während ich mal wieder so vor mich hindöste, die ganze Zeit eine Geschichte entwickelt. Ich sprang von einem Gedanken zum anderen und stellte mir vor, dass dieses "Springen" auch als loses, assoziatives Denken bezeichnet werden kann, im Gegensatz zum zielgerichteten, konzentrierten Denken. Und ich fragte mich, ob eine KI ebenfalls zu einem solchen losen, assoziativen Denken fähig sein könnte, oder ob das überhaupt wünschenswert ist. Denn wir erwarten von einer KI doch eher präzise Antworten statt vager Assoziationen.

Jedenfalls fand ich diesen Gedankengang so interessant, dass ich ihn unbedingt festhalten, in Worte fassen und aufschreiben wollte. Dazu musste ich allerdings zuerst meinen bequemen Zustand der Entspannung verlassen und in den konzentrierten Wach-Modus wechseln. Also begann ich, mir die ganze Geschichte neu zu erzählen, meinen Gedankengang zu rekonstruieren, um keine Einzelheiten zu verlieren.

Endlich fügten sich alle Puzzleteile zusammen. Ein Belohnungsgefühl durchströmte mich, ein überwältigendes WOW-Gefühl, erzeugt durch Neurotransmitter wie Dopamin oder andere körpereigene Glückshormone, die im Gehirn das Belohnungssystem aktivieren. Meine Gedanken waren nun viel klarer in meinem Geist präsent, auf einer wacheren Ebene des Bewusstseins.

Das intensive, konzentrierte Denken war zwar auch ganz schön anstrengend, aber es hatte sich gelohnt. Eine zusammenhängende Story war entstanden, anstatt jener diffusen Gedankenwolke während des halbschlafähnlichen Zustands des Vor-mich-Hindösens. Nur noch einen kurzen Moment entspannen, und dann konnte ich sofort damit beginnen, den Text aufzuschreiben.

Da gab es nur ein kleines Problem. Dieses magische WOW-Gefühl war plötzlich weg. Spurlos verschwunden!

Irgendwie fehlte mir auf einmal der Antrieb, und ich hatte jetzt gar keine Lust mehr, alles aufzuschreiben. Die Grundstimmung, das gute Gefühl, war weg. Hatte ich meine kreative Energie schon verbraucht, oder waren es andere Gründe, die eine Rolle spielten?

Ich zog mich wieder zurück in den Zustand des Vor-mich-Hindösens und erinnerte mich an Berichte von Menschen, die unter Drogeneinfluss versuchten, dieses von ihnen als "überwältigend" empfundene Gefühl aufzuschreiben, um es später durch Lesen wieder abrufen und neu erleben zu können. Doch das Geschriebene blieb immer nur ein schwaches Echo der ursprünglichen Magie. Die Worte konnten den flüchtigen, intensiven Moment nie vollständig einfangen. Es blieb die ernüchternde Erkenntnis, dass Worte eben "nur" Worte sind und keine Gefühle.

Ein anderer Erklärungsversuch, in welches Nirvana sich meine Kreativität vielleicht verabschiedet haben könnte, waren Erzählungen über das Streben nach Erleuchtung im Buddhismus. Ein Zustand, den man oft nur für einen kurzen Moment erreicht. Ein flüchtiger Augenblick intensiver Klarheit, den man am liebsten für immer festhalten möchte, der sich aber immer weiter entfernt, bis man dann erkennen muss, dass er unerreichbar geworden ist.

Ich fragte mich, ob diese menschliche Eigenschaft, die scheinbare Schwäche, diese Unfähigkeit, den vollkommenen Moment dauerhaft festzuhalten, vielleicht auch auf eine künstliche Intelligenz übertragbar ist.

Wieder fand ich diesen Gedankengang so interessant, dass ich ihn unbedingt festhalten, in Worte fassen und aufschreiben wollte. Ich erzählte mir in Gedanken die ganze Geschichte wieder neu, von Anfang an, diesmal mit den Erklärungsversuchen. Auch das WOW-Gefühl kam zurück. Und es war noch anstrengender als beim ersten Mal. Ich musste wieder etwas entspannen, bevor ich mit dem Aufschreiben beginnen konnte.

Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass danach auch diesmal der Antrieb wieder verloren gegangen wäre, wenn nicht während der kurzen Phase der Entspannung plötzlich ein neuer Gedanke hinzugekommen wäre, der mich so stark motivierte, nun auch tatsächlich mit dem Aufschreiben zu beginnen, anstatt wieder ins Dösen zurückzufallen.

Es war die Erkenntnis, dass diese Schwäche für eine KI vielleicht gerade notwendig ist und dass ohne diese menschlichen Eigenschaft eine KI dann einfach nur ein seelenloses Ding wäre, zwar auch irgendwie eine Art von "Wesen", wenn auch ein künstliches, aber eben kein fühlendes Wesen, im Sinne einer starken KI, wie wir sie aus der Science-Fiction her kennen.