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Aliens und möglicher Kontakt

Theorien und Argumente zur Frage nach außerirdischen Zivilisationen und den Bedingungen eines möglichen Kontakts

- vom Fermi-Paradoxon über die Drake-Gleichung bis zur Hart-Tipler-These der Nichtexistenz von Aliens und den Folgen für das SETI-Projekt, den Gegenargumenten renommierter Wissenschaftler und aktuellen Suchmethoden...

Inhalt ( Teil 1 - 5 )

Teil I: Fermi-Paradoxon - Warum hören wir nichts von außerirdischen Zivilisationen?

Ein phantasievoll dargestellter nächtlicher Sternenhimmel, mittig der Schriftzug: Fermi-Paradoxon, einfache Zeichnungen im Comic-Stil von einem UFO, einem Alien-Gesicht, Mülleimern
"Wo sind sie alle?"

Eine scheinbar paradoxe Frage

Das so genannte Fermi-Paradoxon wurde nach dem Physiker Enrico Fermi benannt, der im Jahre 1950 angeblich einen Widerspruch aufzeigte, demzufolge es angesichts der hohen Zahl an Sternen statistisch wahrscheinlich ist, dass außerirdisches Leben existiert und wir längst Spuren davon entdeckt haben müssten, bisher jedoch keinerlei Hinweise gefunden haben, was eher auf eine geringe Sternenzahl hindeutet, was aber nachweislich falsch ist, womit außerirdisches Leben eben doch existieren müsste und wir folglich längst Spuren davon finden müssten, ein sich selbst widersprechender, endlos im Kreis drehender Gedanke, eben ein Paradoxon, obwohl es keine Belege dafür gibt, dass Fermi jemals diese Behauptung aufgestellt hatte.

Bekannt ist nur, dass Fermi 1950 in Los Alamos mit drei anderen Wissenschaftlern, Emil Konopinski, Edward Teller und Herbert York, bei einem gemeinsamen Mittagessen über die Machbarkeit interstellarer Raumfahrt sprach.

Ein Mittagessen in Los Alamos und eine Karikatur

Der Anlass für das Gespräch war offenbar eine Karikatur im Magazin "The New Yorker". In den Nachrichten jener Zeit wurde von mysteriösen Mülleimer-Diebstählen in den Straßen New Yorks berichtet, und die Stadt rätselte über die Täter und deren Motive. Passend dazu zeigte die Karikatur Außerirdische als kleine grüne Männchen, die eifrig Mülleimer in ihre fliegenden Untertassen transportierten. Fermi soll beim Betrachten dieser Zeichnung scherzhaft bemerkt haben, dass es doch sehr vernünftig wäre, die Aliens zu verdächtigen. So ließen sich gleich zwei Rätsel auf einmal erklären, das Verschwinden der Mülleimer und die UFO-Sichtungen, von denen damals überall in den USA berichtet wurde. Dabei soll Fermi dann auch jene berühmte Frage gestellt haben, die später als Fermi-Paradoxon in die Geschichte eingehen sollte: "Where is everybody?" ("Wo sind sie alle?").

Um mehr als eine Frage und ein paar mögliche Antworten handelte es sich zu jener Zeit jedoch nicht und schon gar nicht um ein Paradoxon!

Fermis Erklärungsversuche - Das Problem der Reise und der Zeit

Alle UFO-Sichtungen stammten immer nur von Einzelpersonen, die ihre Behauptungen nicht beweisen konnten und aus wissenschaftlicher Sicht als unseriös oder unglaubwürdig galten. Etwas anderes wäre es, wenn etwa ein Raumschiff direkt über New York kreisen und von Millionen Menschen gesehen würde. Solch ein Ereignis fand aber bisher nicht statt. Nur warum nicht? Berichten zufolge war es Fermi selbst, der erste Erklärungsansätze lieferte. So erinnerte sich Herbert York, einer der Gesprächsteilnehmer in Los Alamos, später daran, dass Fermi zwei Hauptgründe in Betracht zog: Vielleicht wären interstellare Reisen aufgrund der großen Entfernungen gar nicht möglich, weil sie technisch aber auch finanziell viel zu aufwendig wären. Möglich wäre es aber auch, dass technologisch fortschrittliche Zivilisationen immer nur eine begrenzte Zeit lang bestehen und gar nicht lange genug existieren, um solche Raumschiffe bauen zu können.

Ein früher Vordenker - Der russische Visionär Ziolkowski

Auch in den Jahren zuvor wurde schon über die Frage diskutiert, warum bisher noch kein Kontakt zwischen der Menschheit und außerirdischen Zivilisationen stattgefunden hatte und dies nicht nur in der Science-Fiction Literatur. So dachte etwa der russische Visionär und Pionier der Raumfahrt Konstantin Ziolkowski bereits im Jahre 1933 daran, dass wir eines Tages Kontakt zu außerirdischen Zivilisationen bekommen könnten, die Zeit dafür aber noch nicht gekommen sei, vielleicht weil sie uns einfach noch nicht entdeckt hätten. Schließlich gab es die Ureinwohner Australiens und Amerikas auch schon tausende Jahre, bevor sie dann erst von den Europäern entdeckt wurden.

Denkbar wäre es aber auch, so Ziolkowski, dass sich die Menschheit aus Sicht der Außerirdischen noch auf einem viel zu niedrigen Niveau ihrer Entwicklung befindet, jedenfalls solange sich die Menschen gegenseitig töten, Kriege untereinander führen oder sich auch weiterhin immer noch rücksichtslos gegenüber anderen Geschöpfen verhalten, wie etwa den Tieren. Die Menschen würden die Außerirdischen dann ebenfalls als Rivalen, Feinde oder gar als gefährliche wilde Tiere betrachten, was unweigerlich zu grausamen kriegerischen Auseinandersetzungen führen würde.

Der Grund, dass sie keinen Kontakt zu uns aufnehmen würden, wäre dann nicht, dass sie Angst vor uns hätten, da sie uns technisch und somit auch militärisch ja ohnehin überlegen wären, sondern dass sie aufgrund ihrer höheren Entwicklungsstufe einfach kein Interesse mehr am gegenseitigen Töten haben und uns nicht schaden möchten.

Warum "Fermi-Frage" und nicht "Ziolkowski-Frage"?

Konstantin Ziolkowski, der mit seinen Ideen seiner Zeit weit voraus war, verstarb im Jahre 1935 und in den Folgejahren des Zweiten Weltkrieges stand für die meisten Menschen erst einmal nur der reine Kampf ums Überleben im Mittelpunkt ihres Interesses. Erst als nach dem Krieg wieder andere Schlagzeilen das aktuelle Tagesgeschehen beherrschten, unter anderem auch die vielen UFO-Sichtungen, was sich in den USA zeitweise zu einer regelrechten UFO-Hysterie entwickelte, wandten sich die Menschen auch wieder den vielen Themen der Science-Fiction zu.

Eine einfache Frage schafft den Sprung von der Science-Fiction Literatur in die reale Wissenschaft und geht als "Fermi-Frage" in die Geschichte ein...

Das Atomzeitalter hatte gerade erst begonnen und wenn nun ein berühmter Kernphysiker und Nobelpreisträger wie Enrico Fermi am Mittagstisch mit Kollegen über interstellare Raumfahrt spricht und beiläufig die Frage stellt, wo denn die Aliens bleiben, macht das unweigerlich die Runde und wird von vielen anderen Wissenschaftlern und Interessierten unter dem Stichwort "Fermi-Frage" weiter diskutiert. Unter anderen Umständen hätte sie zu Ehren Ziolkowskis als "Ziolkowski-Frage" in die Geschichte eingehen können, aber nun war es eben Fermi, dessen Name damit in Verbindung gebracht wurde.

Dazu trug auch der bekannte US-amerikanische Astrophysiker und Sachbuchautor Carl Sagan bei, als er viele Jahre später, im Jahre 1963, für das Wissenschaftsmagazin "Planetary and Space Science" einen Artikel schrieb, der dort unter dem Titel "Direct contact among galactic civilizations by relativistic interstellar spaceflight" ("Der direkte Kontakt zwischen den galaktischen Zivilisationen durch relativistische interstellare Raumfahrt") veröffentlicht wurde.

Ein einflussreicher Artikel und seine Folgen

In diesem Artikel beschrieb Sagan, dass Außerirdische in der Vergangenheit die Erde möglicherweise schon öfter besucht und die Menschen in der Frühzeit diese Besucher dann als Götter oder Fabelwesen gedeutet hätten. Aufgrund der großen Entfernungen im Weltall würden Aliens, selbst wenn sie mit nahezu der Lichtgeschwindigkeit reisen könnten, andere Planeten jedoch immer nur in großen zeitlichen Abständen von tausend Jahren oder mehr besuchen und der nächste Kontakt stünde noch bevor.

Sagans Artikel erregte große Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, denn der Gedanke, dass Aliens schon einmal die Erde besucht hätten, tauchte bisher immer nur in der Science-Fiction Literatur auf. Nun hielt erstmals auch ein anerkannter Wissenschaftler dies für möglich. In einer Fußnote zu seinem Artikel erwähnte Sagan, dass sich auch schon andere mit der Frage beschäftigt hätten, warum wir denn noch keine außerirdischen Raumschiffe entdeckt haben, unter anderem Enrico Fermi, als er während des zweiten Weltkrieges in Los Alamos bei einer Diskussion am Mittagstisch die Frage stellte: "Where are they?" ("Wo sind die?").

Die Angaben in dieser Fußnote waren zwar nicht ganz präzise, so fand beispielsweise das Gespräch zwischen Fermi und seinen drei Kollegen nicht während des zweiten Weltkrieges statt, sondern erst danach im Jahre 1950, dennoch zeigte es sich, dass über die ganzen Jahre hinweg, diese Frage im öffentlichen Bewusstsein untrennbar mit Enrico Fermi verbunden blieb.

Während Carl Sagan 1963 die Frage nach der Existenz von Außerirdischen durch theoretische Überlegungen am Leben hielt, hatte parallel dazu auch bereits eine Entwicklung von der reinen Spekulation zur aktiven, wissenschaftlichen Suche begonnen, an der neben anderen Wissenschaftlern auch Carl Sagan maßgeblich beteiligt war.

Teil II: Die Hoffnung bekommt eine Formel - Die Drake-Gleichung und die erste Suche »